Liebe Aussensaiter,
wenn man nach Hause kommt, heißt es: "Und, wie wars auf der Session?" Dann sagt man: "Schön", aber es ist natürlich schwierig, dieses "Schön" mit Leben zu füllen.
Vielleicht fangen wir mal ein bisschen wehmütig an: Vermisst habe ich Burke (sein Photo war bei uns), aber neben Burke sonst auch noch einige. Spontan fallen mir Mike, Groby, Schocka und Pepe ein. Natürlich auch Hanky, aber der ist ja jetzt berühmt. Und dann gibt es natürlich noch ein paar mehr, die ich jetzt nicht alle nenne.
Umso schöner bei jedem, der dabei ist: Der Rest der Belegschaft bestand diesmal eigentlich nur aus "alten Bekannten", und die paar (Dirk, Richard), die keine alten Session-Bekannten waren, haben sich so eingefügt, als wären sie's. Die Tatsache, dass man sich unter alten Bekannten befunden hat, hatte für mich einen großen Entspannungs-Effekt: Man weiß ungefähr, wer wie unterwegs ist, man muss selber nicht mehr so viel beweisen, und die anderen müssen es auch nicht. So kann man sich ganz entspannt gegenseitig zuhören: Jonas singt immer noch wie Goldkehlchen, Rolli spielt (unglaublich schön) akustisch-elektrisch, Andi und Martin tragen immer noch mit Recht ihren jeweiligen Gitarren-Lorbeerkranz, und Jochen hat immer noch die dicksten Finger mit dem dicksten Sound.
Musikalisch passiert nicht mehr viel neues, außer dass Michael (Michl) geübt hat und mal wieder besser geworden ist, dass neue junge Schlagzeuger auftauchen, und dass Friedlieb sich kontinuierlich weiter entwickelt. Ich als reiner Elektriker verirre mich dann zufällig mal kurz in den Akustik-Raum und stelle fest, dass die dort auch schöne Musik machen: "Raindrops keep falling on my head" zum Beispiel.
Neu sind natürlich die gesammelten Axe-FX, diesmal immerhin schon drei an der Zahl. Wir haben ja einen eigenen Workshop dazu abgehalten, der sehr interessant war, und wenn es ein Thema gibt, an dem sich die Geister intensiv scheiden, und wo es so eine Art von Konflikt gibt, dann dieses. By the way: interessant, dass so ein einziges Gerät so viele Diskussionen hervorrufen kann. Außerdem sieht man, dass wir keine gravierenden Probleme miteinander haben, wenn das Axefix das Thema ist, bei dem es am heißesten hergeht ....
Ich selbst gehöre ja, was das Axe-FX betrifft, zu den "Überhaupt-nicht-Überzeugten": Früher hatten wir Jochen mit seinem Sound, Andreas mit seinem, und Friedlieb mit dem Reu, und sie waren jeder für sich eine eigene Sound-Welt. Jetzt haben wir drei, die alle irgendwie nach Axefix klingen und sich nur noch innerhalb dieses Radius voneinander abgrenzen. Wenn wir in zwei Jahren alle solche Kisten haben, wird unser Sound insgesamt ärmer geworden sein. Kommt hinzu, dass ich das Gefühl habe, dass das Axefix eine deutliche Latenz hat, aber was am schwersten wiegt: Das Axe-FX ist im Grunde Hifi, auch wenn es versucht, das zu verdecken. Das merkt man inbesondere im Höhenbereich: Der erste Eindruck ist überwältigend, weil so viel Brillanz dabei ist, aber nach einiger Zeit merkt man, dass das Gerät auch genau auf diese "Überwältigung" hin konzipiert ist: Der Gitarrensound kriegt, wenn ich das richtig wahrnehme, mit dem Axe-FX mehr, als er braucht, und die Dinge, die er wirklich braucht, gehen damit verloren: no good.
Das hat uns übrigens zu einigen interessanten Diskussionen geführt. Für mich reduziert sich das Thema derzeit auf die Frage: "Funktionalität versus Voice". Das Axe-FX ist so unglaublich funktional, dass jeder normale Amp dagegen einpacken kann. Aber E-Gitarre spielen könnte ja auch bedeuten, dass man das Equipment als "verlängerte Körpersprache" nutzt, also zum Ausdruck von etwas, was von innen kommt und relativ individuell ist: persönliche "Voice". Hier halte ich ein Gerät mit 380 Speicherplätzen für den falschen Weg. Mit diesem Ding klingen wir wirklich alle irgendwann gleich, oder vielleicht auch nur gleich beliebig. (Aber ich werde mir sicher bald eins kaufen, denn die Funktionalität ist wirklich unerreicht.)
Wie auch immer. Ich dachte ja, ich sei GAS-frei, aber nein: Ich muss Pitters Ferditone haben. Bereits jetzt kündige ich an, dass ich demnächst das Forum damit nerven werde, was für einen Combo ich mir kaufen kann, damit ich so klinge wie ESPedro. Wird meine nächste Anschaffung, und allein dieses Projekt war es bereits wert, zur Session zu kommen. Aber nicht nur der Sound und die Töne waren es wert, sondern auch und vor allem die Leute: Helge, Jörg, Hendrik, Tina, Uli und alle anderen (vermisst: Jens!) - es ist für mich wirklich eine Bereicherung, unter diesen zunehmend "alten Bekannten" zu sein, und das nahezu stressfrei. Schon aus diesem Grund ist mein "Etat" (um in diesem Eintreiberbild zu bleiben) mehr als ausgeglichen.
Tatsächlich sind die Sessions - und da geht es wohl vielen von euch ähnlich wie mir - kleine Schritte zur Seite, aus dem gewöhnlichen Lebensweg heraus, als würde man beim Wandern mal nicht in die Richtung gehen, die am schnellsten zum Ziel führt. Wirklich schön, wenn man das nicht alleine macht.
So, jetzt aber: Hoffentlich kommen noch viele Photos - Dank an die Eifel-Organisatoren, ich komme immer gerne wieder!
Michael (Jacuzzi)